Auf welchem Ohr hörst Du am besten?
Mai 7, 2020WAS KOMMUNIKATION UND LAUFEN GEMEINSAM HABEN
Haben Kommunizieren und Laufen überhaupt etwas gemeinsam? Und wenn dem so wäre, was spielt es für eine Rolle?
Kommunizieren ist eine Fähigkeit, über die wir uns normalerweise keine Gedanken machen. Es verhält sich so ähnlich wie mit der Fähigkeit zu Laufen, sobald wir es einmal gelernt haben läuft es sich von selbst. Wir machen uns zumeist keine Gedanken darüber, welches Bein wir zuerst nach vorne setzen, wie groß die Schritte sind oder wie schnell wir laufen. Wir laufen einfach, weil wir ein Bedürfnis haben von A nach B zu gelangen. Alles andere läuft intuitiv, wir nehmen es fast gar nicht wahr.
Solange wir nicht stolpern oder vor einem herausfordernden Weg stehen schenken wir unserem Laufstil keine Beachtung.
Laufen können wir allein. Kommunizieren aber nicht. Kommunizieren bedarf der Interaktion und kann nicht allein geschehen. Ob eine Kommunikation gut verläuft oder nicht hängt nicht nur von uns allein ab, sondern auch von unserem Gesprächspartner oder vielmehr von der Interkation zwischen beiden.
WARUM EINE GUTE KOMMUNIKATION WICHTIG FÜR UNS IST
Auch wenn es uns so leicht erscheint, ist Kommunikation ein sehr komplexes Thema. Aber warum ist es überhaupt wichtig, dass wir besser kommunizieren? Jeden Tag kommt es vor, dass wir uns falsch verstanden fühlen was uns manchmal kurz irritiert, manchmal bisschen ärgert, aber manchmal sogar richtig wütend macht oder gar verletzt. Und nicht selten endet so eine misslungene Kommunikation sogar in einem Streit. In allen Fällen kostet es uns Kraft und somit Energie, die uns für andere schönere Dinge im Leben fehlt.
Dennoch machen wir uns zu selten im Vorfeld Gedanken darüber, wie wir unsere Botschaft richtig vermitteln können. Wir gehen einfach davon aus, dass das der andere uns zu verstehen hat. Denn schließlich drücken wir uns doch deutlich aus! Oft erscheint es auch problemlos zu funktionieren. Aber wie oft kommt es vor, dass wir uns wundern oder sogar ärgern, wenn der andere uns nicht versteht?
Wenn es zu einem Kommunikationsproblem kommt sehen wir zumeist die Schuld bei unserem Gegenüber. Zu oft erkennen wir nicht, dass wir uns vieles gedacht, aber nur ein Bruchteil davon ausgesprochen haben.
WARUM MISSVERSTÄNDNISSE ENTSTEHEN
Was ich damit meine versuche ich in dem folgenden Beispiel darzustellen.
Ein junger Mann beschwerte sich bei mir, dass sein Umfeld, Freunde und Familie, seine Entscheidungen nicht respektierte und er sehr darunter litt. Er wirkte nicht wie jemand der sehr schüchtern oder kleinlaut ist, vielmehr war er laut und wirkte willensstark. Ich fragte ihn nach Beispielen. Er wohnte in einer WG und regelmäßig klopften die Freunde sehr spät abends an seine Tür, um mit ihm zu reden. Er wollte allerdings schlafen gehen und sagte dies deutlich, dennoch ignorierten seine Freunde diesen Wunsch und kamen rein. Irgendwann wurde es ihm zufiel und er schrie alle an, was ihm hinterher sehr leidtat. Er wollte verstehen warum er nicht gehört wurde. Auf meine Bitte spielte er die Situation nach. Auf die Frage seiner Freunde, ob sie reinkommen könnten lautete seine Antwort „eigentlich wollte ich schlafen gehen“. Dabei trat er noch einen Schritt nach hinten und öffnete die Tür weiter. Nicht nur für seine Freunde, sondern auch für mich erschienen seine Worte und sein Verhalten mit dem Öffnen der Tür wie eine Einladung. Er war jedoch überzeugt, dass er klar und deutlich seine Absicht geäußert hatte, dass er schlafen gehen möchte. Er interpretierte das Verhalten seiner Freunde als ein absichtliches Ignorieren seines Wunsches. Für ihn war die Aussage „eigentlich wollte ich schlafen gehen“ schon klar genug. Im weiteren Verlauf wurde deutlich, dass auf Grund seiner Persönlichkeit und seiner Erziehung es ihm schwerfiel ein direktes „Nein“ auszusprechen. Er wollte keinen verletzen. Seine Freunde hätten aber ein klares „Nein, ihr könnt nicht reinkommen!“ gebraucht, um seinen Wunsch zu verstehen.
WARUM ES WICHTIG IST MEHR VON SEINEN GEDANKEN AUSZUSPRECHEN
Was war also passiert?
Der Junge Mann hatte nur einen Bruchteil von dem ausgesprochen, als das war in ihm vorging. Er haderte zwischen seinem Bedürfnis ins Bett zu gehen und seinem Bedürfnis kein unangenehmes Gefühl der Ablehnung bei seinen Freunden zu erzeugen. Er zögerte „nein“ zu sagen aus Angst, dass er dadurch weniger gemocht wurde. Denn im inneren Kern wollen wir alle geliebt werden.
Fazit der Geschichte: der junge Mann hatte einiges mehr gefühlt und gedacht als er ausgesprochen hatte. Keiner seiner Freunde konnte seine Bedürfnisse oder seinen inneren Zwiespalt erkennen. Alles was die Freunde wahrnehmen konnten war das er sie angeschrien hatte. Es war das passiert was er eigentlich am wenigsten wollte.
Uns bewusst zu werden über unsere Bedürfnisse, Gefühle und Gedanken ermöglicht uns auch uns klarer zu werden was wir aussagen wollen und wie wir dies am besten erreichen.
6 SCHRITTE ZU EINER ERFOLGREICHEN KOMMUNIKATION
Die folgenden Schritte habe ich als kleinen Leitfaden
Schritt 1: Bewusstsein über das was wir aussagen wollen!
Schritt 2: was ist die sachliche Botschaft meiner Aussage?
Schritt 3: Welchen Kenntnisstand hat mein Gegenüber über dieses Thema?
Schritt 4: welches Ziel oder Interesse hat mein Gegenüber?
Schritt 5: Auf welchem Ohr hört mein Gegenüber am besten?
Der letzte Schritt 6 ist wahrscheinlich der Wichtigste. Es ist vielmehr ein Grundprinzip, den ich jedem nahelegen möchte sich zu verinnerlichen und in jedem Konflikt zu wiederholen: jeder Mensch hat ein eigenes Bedürfnis. Hinter jedem Bedürfnis steckt das Verlangen glücklich zu sein und geliebt zu werden. Niemand möchte Dich bewusst ärgern. Jeder möchte nur sein eigenes Bedürfnis gestillt bekommen.
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